Im Schnittpunkt der Internationalitätsforschung und der Analyse literarischer Felder steht ein gesellschaftliches Phänomen: der Salon, der als »Hofhaltung der Dame« vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert kulturpolitisch und literarisch hoch im Kurs stand.
Im vorliegenden Band wird der literarische Salon erstmals vorrangig aus internationaler Perspektive in den Blick genommen: als Drehscheibe internationaler Beziehungen und Kontakte sowie als Ort der Übersetzung und des grenzüberschreitenden Literaturtransfers. Während der Typologie und dem historischen Wandel im internationalen Vergleich das Hauptaugenmerk gilt, wird der Salon in einigen eminenten Fällen auch als literarisches Sujet behandelt. So spannen die Beiträge einen Bogen von der Salonkultur im Rußland des 18. Jahrhunderts über die internationalen Vernetzungen der deutschen, französischen, amerikanischen, österreichischen und italienischen Salons im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert bis hin zum virtuellen Salon im Internet und schließen auch andere Formen der Geselligkeit, wie etwa die der Bohème, mit ein.
Inhaltsverzeichnis:
* Roberto Simanowski: Einleitung: Der Salon als dreifache Vermittlungsinstanz
* Petra Dollinger: Die internationale Vernetzung der deutschen Salons (1750-1914)
* Clemens Albrecht: Kulturelle Hegemonie ohne Machtpolitik. Über die Repräsentativität der französischen Salonkultur
* Gigi Tevzadze: Der Salon als Instanz einer Vermittlung zwischen Staat und Gesellschaft. Eine Studie zur Geschichte literarischer Vermittlung
* Saal Andronikaschwili: Ekaterina II. - Kaiserin und Salondame zwischen Literatur und Politik
* Philipp Löser: Der amerikanische Salon am Beispiel der Achse Boston - Paris bis 1850 oder Warum die Salonkultur in den USA nie Fuß fassen konnte
* Christina Ujma / Rotraut Fischer: Deutsch-Florentiner. Der Salon als Ort italienisch-deutschen Kulturaustausches im Florenz der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
* Astrid Köhler: Welt und Weimar: Geselligkeitskonzeptionen im Salon der Johanna Schopenhauer (1806-1828)
* Almut Otto / Thomas Schmidt: »Ilm-Athen« oder »Deutsches Babel«? Der Salon der Ottilie von Goethe zwischen Weltläufigkeit und Provinzialisierung
* Gesa von Essen: »Hier ist noch Europa!« - Berta Zuckerkandls Wiener Salon
* Ann T. Gardiner: Games in the Salon: Jürgen Habermas on Madame de Staël
* Anke Detken: Mme de Staël und Zacharias Werner: Formen der Geselligkeit in Coppet und Berlin und ihr Einfluß auf den Stellenwert eines deutschen Schriftstellers in Deutschland und Frankreich
* Hermann Krapoth: Geist des Gesprächs und Gespräch der Geister. Mme de Staël - Pariser Salonkultur und europäische Begegnungen
* Peter Seibert: Exil in der »Stadt der Salons und Vergnügungsviertel«. Anmerkungen zur Thematisierung von »Geselligkeit« in Feuchtwangers Roman »Exil«
* Horst Turk: Diotimas Salon
* Fritz Paul: Die Boheme als subkultureller »Salon«. Strindberg, Munch und Przybyszewski im Berliner Künstlerkreis des »Schwarzen Ferkels«
* Dieter Steland: Mallarmés Mardis
* Roberto Simanowski: Die virtuelle Gemeinschaft als Salon der Zukunft
Thomas SchmidtThomas Schmidt, geb. 1963, ist Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. Er leitet im Deutschen Literaturarchiv Marbach die Arbeits- stelle für literarische Museen in Baden-Württemberg. Im Rahmen seiner körper-, raum- und gedächtnisgeschichtlichen ...
mehrRoberto SimanowskiRoberto Simanowski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich »Internationalität nationaler Literaturen« der Universität Göttingen.
mehrHorst TurkHorst Turk, (1935-2008), war Professor für neuere deutsche Literatur am Seminar für Deutsche Philologie in Göttingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehörten Literaturtheorie, Methodologie, Theater und Drama, Übersetzungswissenschaft.
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