Maul- und Klauenseuche, Rinderwahn, Schweinepest - die Meldungen über die Katastrophen in der industrialisierten Landwirtschaft haben in den letzten Jahren immer wieder auch grelle Schlaglichter auf die lebenverachtenden Umstände geworfen, unter denen Tiere als Nahrungsquelle unserer Gesellschaft gehalten werden. In vier Essays, allen voran dem Großessay »Tiere sehen dich an«, setzt sich Hans Wollschläger mit dem Verhältnis des Menschen zu seinen »Mitgeschöpfen«, wie sie das Tierschutzgesetz der Bundesrepublik weihevoll nennt, auseinander - »Mitgeschöpfe«, die jährlich zu Millionen gemästet, geschlachtet oder im Namen der Wissenschaft in Labors zu Tode gequält werden. Dabei bilden seine entlarvenden Kommentierungen des Tierschutzgesetzes, stilistisch und methodisch im Geiste Karl Kraus’ verfaßt, nur den - schauerlichen - Rahmen für die Entwicklung einer verallgemeinerten radikalpessimistischen Weltsicht: Die Quälerei der Tiere in Wissenschaft und Wirtschaft wird aus Sicht der Psychoanalyse zum Muster eines universellen Zerstörungszusammenhangs der Menschheit, deren gesamte Geschichte sich als Schlachtbank darstellt - ein einziges Kontinuum von der NS-Menschenquälerei (dem »Potential Mengele«) über die Tierquälerei in Schlachthöfen und Labors bis hin zur mechanistischen Lebensfeindlichkeit der Apparate- und Präparatemedizin, der Wollschläger ein eigenes ausführliches Kapitel widmet.
Hans WollschlägerHans Wollschläger (1935-2007) war Übersetzer (u. a. James Joyce »Ulysses«), Schriftsteller, Historiker, Religionskritiker, Rhetor, Essayist und Literaturhistoriker. Er erhielt neben vielen anderen Auszeichnungen 1982 den erstmals vergebenen Arno-Schmidt-Preis. ...
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