H. G. Adler und Franz Baermann Steiner (1909-1952) gehörten zur letzten Generation der Prager deutschen Literatur. Gemeinsam in Prag aufgewachsen und seit ihrer Jugend eng befreundet, bildeten sie nach dem Krieg gemeinsam mit Elias Canetti und Erich Fried eine Gruppe Londoner Exilanten, die sich bis zu Steiners frühem Tod hielt.
Nach Steiners Tod wandte sich dessen ehemaliger Freund Chaim Rabin mit der Bitte an H. G. Adler, ihm für einen Nachruf Informationen zu Steiners Leben zu geben. Adler schrieb als Antwort einen vierzig Seiten langen Brief, in dem er ausführlich Leben und Schicksal Steiners darstellte und sich mit dessen Gedankenwelt und ihren Prägungen auseinandersetzte, die er bis in die frühe Kindheit zurückverfolgte. Das Bewegende an diesem biographischen Abriß ist die liebevolle Anteilnahme des Freundes am Schicksal des Freundes. Adlers Brief gibt tiefe Einblicke in Steiners Wesen und Werdegang, seine wissenschaftliche Methodik und seine diffizile Beziehung zu Canetti.
H.G. Adlers Brief ist die erste biographische Studie zu Franz Baermann Steiner und bildet den Grundpfeiler für jede Auseinandersetzung mit Steiners Werk. Seit mehr als dreißig Jahren von Spezialisten geschätzt und zitiert, wird der Brief nun erstmals im Originalwortlaut einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
H. G. AdlerH. G. Adler wurde 1910 in Prag als Sohn einer deutschsprachigen jüdischen Handwerkerfamilie geboren und studierte dort Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie und Philosophie an der Deutschen Universität. Adler war 1941-45 in verschiedenen ...
mehrCarol TullyCarol Tully ist Germanistin und Hispanologin und derzeit Senior Lecturer in German an der Bangor University, Wales.
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