In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogen sich unter den deutschen Konservativen einschneidende Veränderungen: Gesellschaftliche Wandlungen erschütterten ihre Vorstellungen einer idealen Gesellschaft, während die immer rascher vorangetriebene Modernisierung der Wirtschaft sowie die Ausbreitung des Kapitalismus die sozioökonomischen Beziehungen neu definierten. Diese Transformationen ebenso wie der politische Umbruch und die verfassungsmäßigen Neuerungen zwangen die zumeist zur Agrararistokratie zählenden Konservativen, ihr Bild von der Gesellschaft zu überdenken und neu zu formulieren.
Anhand einer eingehenden Analyse der ideologischen Debatten innerhalb des preußischen Konservatismus zwischen der Revolution von 1848 und der Gründung der Deutschkonservativen Partei 1876 liefert der israelische Historiker Doron Avraham neue Einblicke in diese Revision des konservativen Denkens. Im Vordergrund seiner Untersuchung stehen vor allem die in den Diskussionen über die Neuformulierung der konservativen Ideologie zur Sprache kommenden Themen, wie etwa soziale Mobilität, gesellschaftlicher Status, Ungleichheit der Geschlechter, nationale Identität und die Emanzipation von Minderheiten.
Doron AvrahamDoron Avraham, geb. 1964, ist Dozent an der Fakultät für Geschichte an der Bar Ilan University, Ramat Gan. Sein Forschungsschwerpunkt ist die neuere deutsche Geschichte.
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