Mit Neugier und Spielwitz fragen Deterings Gedichte nach den ersten und letzten Dingen - und dem Alltag dazwischen.
In seinen neuen Gedichten greift Heinrich Detering aus in eine Geschichte, die in die Natur vor dem Menschen zurückreicht. Er führt Gespräche mit den Toten, erkundet den Alltag aus der Perspektive von Kindern, fragt nach den Vögeln von Golgatha und nach den Grottenolmen, die bei acht Grad im Dunkeln ihr Dasein fristen. Er beobachtet so unterschiedliche Gestalten wie den Konstrukteur einer Sprechmaschine im England des 18. Jahrhunderts, den vom Blitz erschlagenen Erfinder des Blitzableiters oder den Papst, der auf dem Petersplatz seine Umgebung vergisst. Im leichten Umgang mit strengen Formen entfaltet er eine Poesie, die mit Demut, Neugier und Spielwitz nach den ersten und den letzten Dingen fragt - und nach dem Alltag dazwischen.
Neolithikum
die ersten Menschen sahen die Fülle noch
den Sternenhimmel blendend im fremden Glanz
die Wasser wimmelnd Wälder voller Tiere
Inseln erfüllt von süßen Klängen
der frühe Morgen tönte von Chorgesang
bei Nacht die Wälder hallten vom Käuzchenruf
von Sturz und Schrei vom Rauschen breiter Schwingen
mittags schwamm Gott in seinen Seen
wie ließ es nach wie bleichte der Himmel aus
wann leerten Wiesen Wasser und Wälder sich
von Schmetterlingen Fischen Vogelrufen
wer von uns hörte zuerst die Stille
Heinrich DeteringHeinrich Detering, geb. 1959, lehrt Neuere deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen. 2003 erhielt er den Julius-Campe-, 2012 den H.-C.-Andersen-Preis. 2014 war er Aston Poet in Residence in Birmingham, 2012 ...
mehr