Wallstein Verlag


Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft


Internationales Organ für Neuere deutsche Literatur

Herausgegeben von Elisabeth Décultot, Alexander Honold, B. Venkat Mani, Steffen Martus und Sandra Richter

480 S., geb., Schutzumschlag, 15,5 x 23 cm
ISBN: 978-3-8353-5512-5 (2024-01-04)

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Michael Pilz

"Den 21. brachte Kant den Meßkatalog": Zur Praxeologie und Geschichte eines literarischen Informationsmediums im 18. Jahrhundert

Der vorliegende Beitrag versucht zu zeigen, dass der bislang vor allem als buchwissenschaftliche Quelle beachtete Leipziger Messkatalog auch als Gegenstand einer literatursoziologisch und praxeologisch orientierten Literaturwissenschaft Interesse beanspruchen kann. Tatsächlich waren die Kataloge im Alltag des Literaturbetriebs um 1800 ­omnipräsent. Mit ihrer Verzeichnungspraxis steuerten sie nicht nur die ökonomische Distribution symbolischer Güter, sondern provozierten auch Fragen nach deren werk­politischer Positionierung, die die strukturelle Ausbildung des literarischen Feldes im deutschsprachigen Raum begleitet haben. In den Messkatalogen des 18. Jahrhunderts wurden buchstäblich ›Namen gemacht‹, deren bibliographische Inszenierung im Spannungsfeld divergierender Interessen von Buchhandel, literarischer Autorschaft und Pu­blikum erfolgte. Dies lässt sich nicht zuletzt am prominenten Beispiel von Goethes 'Werther' und seiner Annoncierung zur Leipziger Herbstmesse von 1774 illustrieren.

This article focuses on a bibliographic medium that was omnipresent in literary life around 1800. The so-called Leipzig ›Messkatalog‹ (fair catalogue) is not only of interest as a source for studies in bibliography, but also as an epistemic object of literary studies oriented towards the sociology of literature and praxeology. Their presentation in the catalogue organized the economic distribution of books, but also provoked questions about their positioning as literary works by their authors, which accompanied the structural formation of the literary field in the German-speaking countries. In the 18th century fair catalogues, names of authors were literally ›made‹. How their bibliographical presentation was influenced by the diverging interests of the book trade, modern authorship and the reading public can be seen in the prominent example of Goethe’s 'Werther' and its advertisement for the Leipzig Autumn Fair of 1774.


https://doi.org/10.46500/83535512-002

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Inhaltsverzeichnis

Alexander Honold, Steffen Martus
Zum aktuellen Band


Michael Pilz
"Den 21. brachte Kant den Meßkatalog": Zur Praxeologie und Geschichte eines literarischen Informationsmediums im 18. Jahrhundert


Achim Küpper
Die magische Nacht der Aufklärung: Johann Karl Wezels Zaubermärchen 'Kakerlak' (1784) im Schatten des erleuchteten Jahrhunderts


Gerhard Friedl
Im Rhythmus der Affekte: Emotionale Dynamik und Elemente des höfischen Musiktheaters in Schillers 'Don Karlos'


Christian Begemann
Texte als Geisterseher: Überlegungen zur Metaphorik des Gespenstischen zwischen Romantik und Realismus (Hoffmann, 'Das Majorat' – Fontane, 'Schach von Wuthenow')


Mario Zanucchi
Rilke und Zinzendorf: Neue Forschungsperspektiven auf 'Die Sonette an Orpheus' (1922)


Helene Weinbrenner
"Ich setze den Akut": Gedächtnis in Paul Celans Übersetzungen: Apollinaire, Shakespeare, Ungaretti


Christine Weder
"Dem Leben und seinen kalten Anforderungen nicht gewachsen": Adelheid Duvanel über Robert Walser und die kleine Form


Annette Gilbert
'Wikability': Über die Wikipedia als neue Konsekrationsinstanz im literarischen Feld


Anna Kinder
Rilkes multimediales Archiv: Einleitende Bemerkungen


Laura Marie Pohlmann
Rilke weltweit: Zur Überlieferung von Rilkes Werkmanuskripten


Ulrich von Bülow
Rilkes Archiv als "transportable Schutzwelt"


Sandra Richter
Die Aufzeichnungen des Rainer Maria Rilke: Notizen, "Skizzenbücher", "Tagebücher", "Taschenbücher": materiale Artefakte und Interpretationsaufgaben


Natalie Maag
Spuren eines Entwurfs: Rilkes 'Bibliotheksfragment' zwischen Hoffnung und Scheitern


Mirko Nottscheid
Rilkes Bildnisse: Von jugendlicher Welterschließung zur Skepsis gegenüber dem Porträt in der Moderne


Gunilla Eschenbach, Martina Stecker
Zum Korrespondenzbestand im Rilke-Archiv Gernsbach


Roland S. Kamzelak
Plädoyer für ein digitales Rilke-Briefnetzwerk


Urs Büttner
Einleitung des Gastherausgebers: Globalgeschichten der deutschen Literatur


Michael Bies
Der europäische Naturalismus: Zur Bestimmung einer literaturgeschichtlichen Kategorie


Yasemin Dayıoğlu-Yücel
Türkisch-deutsche Literatur am Ende oder der Beginn literarischer Gleichrangigkeit


Shuangzhi Li
Zitierte Romantik: Mehrsprachigkeit als poetisches Verfahren der alternativen chinesischen Moderne in Yu Dafus 'Umzug gen Süden'


Barry Murnane
Vor der Weltliteratur: Globalgeschichtliche Perspektiven auf die Entstehung eines literaturkritischen Denkmusters nach 1800


Hypolite Kembeu
Produktion und Rezeptionssteuerung afrikanischer Literatur in der DDR


Urs Büttner
Globalgeschichten erzählen: Zur Narratologie globaler Literatur und Literaturgeschichtsschreibung
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