Geistige Unabhängigkeit, intellektuelle Brillanz, Menschlichkeit und nicht zuletzt eine Charaktereigenschaft, die heute unter dem Begriff der »Resilienz« in aller Munde ist, haben William Heckscher (1904-1999) über prekäre Situationen im englischen, kanadischen, amerikanischen und niederländischen Exil und zahlreiche Neuanfänge hinweg einen eigenen Weg finden lassen. In die Annalen der Kunstgeschichte ist der Panofsky-Schüler vor allem als Emblemforscher eingegangen: Die Frage nach dem Verhältnis von Bild und Text hat ihn ein Leben lang ebenso fasziniert wie das »Nachleben der Antike« in Europa. Viele seiner so gelehrten wie originellen Texte legen – im Sinne von Aby Warburgs ikonologischem Forschungsansatz – weite und oft unerwartete kulturgeschichtliche Zusammenhänge frei. Erweitert hat Heckscher diesen methodischen Ansatz durch eine Erkenntnis, die – ihrer Zeit voraus – vielleicht erst heute breitere Akzeptanz findet: die Bedeutung der freien Assoziation für die geisteswissenschaftliche Praxis. Heckscher hat die Ansätze der »Hamburger Schule« weiterentwickelt und in die Welt getragen.
Karen MichelsKaren Michels, geb. 1959, ist Kunsthistorikerin und leitet seit 2002 die von ihr gegründete »Agentur für Kunstverstand« in Hamburg. Zuvor lehrte sie an den Universitäten Jena, Halle und Berlin (HU), während des Studiums in Hamburg war sie für die Wiedereinrichtung ...
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