Die Rede Peter Rühmkorfs anläßlich der Verleihung des Hoffmann-von-Fallersleben-Preises. Heinz Ludwig Arnold hat den Preisträger porträtiert.
Als erster Preisträger erhielt Peter Rühmkorf im April 2000 den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur. Ausgezeichnet werden mit diesem Preis Autoren, deren Werk in Hoffmanns Sinn »eigenständiges Denken beweist und ermutigt«.
In seiner Preisrede porträtiert Rühmkorf Hoffmann von Fallersleben, der sich zunächst in den Fußstapfen der Brüder Grimm als forschender und sammelnder Altphilologe und Germanist einen Namen gemacht hatte, nicht nur als Dichter von Volksliedern, deren Popularität den Namen ihres Urhebers längst überdeckt hat (»Alle Vögel sind schon da«, »Ein Männlein steht im Walde« und viele mehr). Er stellt ihn insbesondere vor als den Verfasser politischer Lyrik, deren Eingängigkeit und Wirkungsmächtigkeit Hoffmann vielleicht mehr in Gefahr brachten als ihre Schärfe und die ihn aufgrund seiner Anklage von staatlicher Willkür und seines Rufs nach »Einigkeit und Recht und Freiheit« schließlich doch um sein öffentliches Amt brachten und zur jahrzehntelangen Flucht vor den Kontroll- und Zensurbehörden zwang. »Es gibt noch Männer, die auch der Gewalt gegenüber ein Gewissen haben«, rief Jacob Grimm nach der Ausweisung der Göttinger Sieben aus; ihnen schloß sich Hoffmann von Fallersleben an.
In seinem Essay porträtiert Heinz Ludwig Arnold Peter Rühmkorf als vielseitigen Schriftsteller, dessen zentraler Schreibimpuls - die aufgeklärte und aufklärenden Vernunft - ihn seit den fünfziger Jahren zum kritischen Kommentator nicht nur der Gegenwartsliteratur, sondern der deutschen Gesellschaft allgemein machte. Dies prädestinierte den Büchner-Preisträger geradezu, auch den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis zu erhalten.
Bereits erschienene Sudelbätter von Peter Rühmkorf:
Wo ich gelernt habe. 2. Aufl. ISBN 3-89244-364-5
Ich habe Lust, im weiten Feld...Betrachtungen einer abgeräumten Schachfigur. ISBN 3-89244-231-2
Deutschland, ein Lügenmärchen. (vergriffen)
außerdem lieferbar: Peter Rühmkorf liest Lyrik und Prosa. Doppel-Audio-CD. ISBN 3-89244-375-0
Zur Reihe:
Anknüpfend an die literarische und ästhetische Tradition der Aufklärung erscheinen seit 1990 im Wallstein Verlag die »Göttinger Sudelblätter«. Herausgeber dieser Buchreihe in Heftform ist der Literaturkritiker und Schriftsteller Heinz Ludwig Arnold, der 1999 mit dem Niedersachsenpreis ausgezeichnet wurde.
Die Reihe ist zeitgenössischer Prosa und kritischer Essayistik vorbehalten und erscheint in lockerer Folge von ca. drei Heften im Jahr.
Zu Peter Rühmkorf siehe auch:
edition text+kritik Peter RühmkorfPeter Rühmkorf, (1929-2008), studierte zunächst Pädagogik und Kunstgeschichte, später Germanistik und Psychologie. Von 1951 bis 1956 gab er zusammen mit Werner Riegel die Literaturzeitschrift »Zwischen den Kriegen« heraus. Sein literarisches Debüt erfolgte ...
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