Heinrich Detering macht deutlich, wie die Sprache der Literatur über ein Tabu triumphiert.
Dieses Buch handelt von der literarischen Produktivität des Verbotenen. Was öffentlich nicht ausgesprochen werden darf, davon können literarische Texte doch reden - indem sie sich kalkulierter Doppelbödigkeit bedienen, das Versteckspiel zur Subversion nutzen, das Verbot überlisten.
Heinrich Detering untersucht dieses Verfahren am Beispiel eines der dauerhaftesten Tabus der neueren Literaturgeschichte: der Darstellung der Liebe zwischen Männern. Geächtet und geahndet, ist sie doch zu einem zentralen Thema für viele Werke geworden, die heute zum Kanon der Klassiker gehören - ohne daß die literarische Öffentlichkeit es immer wahrgenommen hätte. Die Fallstudien erörtern Winckelmanns Ästhetik und Goethes Winckelmann-Buch, August von Platens Gedichte, Chamissos »Peter Schlemihl«, Heinrich von Kleists »Penthesilea«, Andersens »Kleine Seejungfrau«, Herman Bangs Novellen und Romane und Thomas Manns »Tonio Kröger«.
Immer geht es darum, die Geheimschriften dieser Texte zu entziffern, ihre Subtexte sichtbar zu machen und zugleich ihr Verhältnis zur offensichtlichen Textoberfläche zu bestimmen. So zeigt sich, wie die Sprache der Literatur über das Sprechverbot triumphiert.
Wichtige Nachauflage 2013
Heinrich DeteringHeinrich Detering, geb. 1959, lehrt Neuere deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen. 2003 erhielt er den Julius-Campe-, 2012 den H.-C.-Andersen-Preis. 2014 war er Aston Poet in Residence in Birmingham, 2012 ...
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