Zur Situation der deutschen Juden zwischen dem Novemberpogrom 1938 und dem Beginn der Großdeportationen im Oktober 1941
In den drei Jahren vom Novemberpogrom 1938 bis zum Beginn der großen Deportationen im Oktober 1941 veränderten sich die Lebensverhältnisse der deutschen Juden radikal und ihre individuellen und kollektiven Handlungsmöglichkeiten schrumpften rapide. Spätestens der Kriegbeginn im September 1939 markierte das Ende der individuellen Auswanderung. Jüdische Organisationen versuchten notgedrungen, Pläne für Gruppenauswanderungen zu entwickeln. Angesichts der parallel angeordneten frühen Deportationen in den Distrikt Lublin und nach Frankreich lief ihnen jedoch die Zeit davon. Zudem waren die jüdischen Organisationen im Deutschen Reich auf die Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen, der Regierungen in den Aufnahmeländern und jüdischer Gemeinden in den Nachbarländern angewiesen. Die Beiträge in diesem Band schildern die Situation der deutschen Juden in den entscheidenden Jahren vor der Vernichtung und ihre verzweifelten Bemühungen, der Katastrophe zu entkommen.
Aus dem Inhalt:
Susanne Heim: Die internationalen Hilfsorganisationen
Beate Meyer: Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland
Kim Wünschmann: Die Konzentrationslagererfahrungen deutsch-jüdischer Männer nach dem Novemberpogrom 1938
Andrea Löw: Die frühen Deportationen aus dem Reichsgebiet
Maria von der Heydt: Auswanderung von »jüdischen Mischlingen«
Dorothea Hauser: Das Sekretariat Warburg und sein Netzwerk des Vertrauens
Jana Leichsenring: Die institutionelle Unterstützung der Auswanderungsbestrebungen katholischer »Nichtarier«
Francis R. Nicosia: Jüdisch-zionistische Auswanderung
Hagit Lavsky: The Impact of 1938 on German-Jewish Emigration and Adaptation in Palestine, Britain and the USA
Philipp Mettauer: Von der »Ostmark« nach Argentinien
Frank Caestecker: Jewish Refugee Aid Organizations in Belgium and the Netherlands
Clemens Maier-Wolthausen: Die schwedisch-jüdische Gemeinde in Stockholm und die Auswanderungsbemühungen deutscher Juden
Marion Kaplan: Jüdische Flüchtlinge in der Dominikanischen Republik
Bonnie M. Harris: Refugee Rescue in the Philippines
Debórah Dwork: Refugee Jews and the Holocaust
Im Wallstein Verlag erschienen
Jüdische Welten. Juden in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, hg. von Beate Meyer und Marion Kaplan (2005); Die Deportation der Juden aus Deutschland. Pläne - Praxis - Reaktionen 1938-1945, Hg. von Birthe Kundrus und Beate Meyer (2004); Susanne Heim: Kalorien, Kautschuk, Karrieren. Pflanzenzüchtung und landwirtschaftliche Forschung in Kaiser-Wilhelm-Instituten 1933 bis 1945 (2003)
Susanne HeimSusanne Heim ist Politikwissenschaftlerin sowie Historikerin und habilitierte an der Freien Universität Berlin. Sie publizierte zur Geschichte des Nationalsozialismus und zur Bevölkerungspolitik und Migration im 20. Jahrhundert. Seit 1999 arbeitet sie ...
mehrBeate MeyerBeate Meyer, geb. 1952, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg.
Veröffentlichungen u.a. »Jüdische Mischlinge«. Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung (1933-1945)« (1998); »Juden in Berlin 1938-1945« ...
mehrFrancis R. NicosiaFrancis R. Nicosia, 1945-2023, war Raul Hilberg Distinguished Professor of Holocaust Studies an der University of Vermont, Burlington.
Veröffentlichung u.a.: Zionism and Anti-Semitism in Nazi Germany (2008).
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