Die Erinnerungen der Europäer an den Hitler-Stalin-Pakt weisen erhebliche Differenzen auf, die mit der Teilung des Kontinentes in West-, Ostmittel- und Osteuropa zusammenhängen. Der Pakt steht für den Beginn von Krieg, Besatzung, Deportation und Holocaust.
In Ostmitteleuropa steht der Hitler-Stalin-Pakt überdies für die Aufteilung in Interessensphären, deren langfristige Wirkung sich nach Kriegsende in der Ablösung der nationalsozialistischen durch die kommunistische Diktatur zeigte. Die westeuropäische Erinnerungskultur fokussiert stattdessen seit den 1980er Jahren den Holocaust, so dass der Hitler-Stalin-Pakt nur eine geringe Rolle spielt. In der russischen Geschichtspolitik wiederum ist nach wie vor der »Große Vaterländische Krieg« der zentrale Erinnerungsort, der auch mit Gesetzen und staatlichen Kommissionen verteidigt wird.
Mit dem Fokus auf die unterschiedlichen Erinnerungskulturen wird in dem vorliegenden Band die Langzeitwirkung des Hitler-Stalin-Pakts erforscht. Der Schwerpunkt liegt bei den Ländern Ostmitteleuropas, darüber hinaus werden die Unterzeichnerstaaten ebenso behandelt, wie England, Frankreich und Dänemark sowie die Juden und Deutschen Ostmitteleuropas.
Anna KaminskyAnna Kaminsky, geb. 1962, ist Sprachwissenschaftlerin und Geschäftsführerin der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur.
mehrDietmar MüllerDietmar Müller, geb. 1969, Europahistoriker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO).
Veröffentlichungen u.a.: Phantomgrenzen. Räume und Akteure in der Zeit neu denken (Mithg. 2015); Staatsbürger ...
mehrStefan TroebstStefan Troebst, geb. 1955, Osteuropahistoriker und Slavist, ist Professor für Kulturstudien Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig und stellv. Direktor des dortigen Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas.
mehr