Der Jugendparlamentarismus in der Bundesrepublik der »langen« 1960er Jahre wurde lediglich am Rande zeithistorischer Forschung beachtet. Alexander Buerstedde widmet sich daher in Form einer Fallstudie dem Wolfsburger Jugendparlament und beleuchtet den Zusammenhang zwischen kommunaler Jugendpolitik im Laufe der 1960er Jahre und jugendlicher Revolte im Zuge von »1968«.
Kam es andernorts oftmals nur zu ein oder zwei Modellsitzungen, tagte das »Sprachrohr der Wolfsburger Jugend« im Verlauf der 1960er Jahre über einhundert Mal. Ursprünglich als Ort demokratischer Trockenübungen gegründet, etablierte es sich in der jüngsten Stadt der Bundesrepublik rasch zum Repräsentationsorgan einer als politische Avantgarde auftretenden Jugend. Die Politisierung durch diese Vorbereitung auf parlamentarisch-demokratische Praxis bereitete einer jugendlichen Revolte den Boden, die wiederum im Rahmen des späteren Wolfsburger Jugendforums den bundesweiten »Aufbruch« nach Wolfsburg brachte.
Buerstedde leistet so nicht nur einen Beitrag zu »1968« in der Provinz, sondern bietet neue Perspektiven auf das Beziehungsgeflecht zwischen Reform und Revolte im »Scharnierjahrzehnt« der Bundesrepublik.
Alexander BuersteddeAlexander Buerstedde, geb. 1990, studierte Anglistik, Geschichte, katholische Theologie und Latinistik an der Universität Münster und absolviert derzeit den Vorbereitungsdienst für das Lehramt in Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlichungen u.a.: Mannwerdung ...
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