Die von den Nationalsozialisten aus politischen oder »rassischen« Gründen ins Exil getriebenen Deutschen, zum großen Teil Repräsentanten der heute kanonisierten Weimarer Kultur, erfuhren nach 1945 zunächst eine zweite Verdrängung. Die wenigen, die überhaupt zurückkehrten, wurden von ihren Landsleuten mit Mißtrauen betrachtet oder gar als Vaterlandsverräter verdächtigt, verkörperten sie doch das schlechte Gewissen der ehemaligen Mitläufer und Aktivisten. Vom »Exil nach dem Exil« und von der »Rückkehr in ein fremdes Heimatland« haben daher nicht wenige Remigranten gesprochen. In der Forschung ist umstritten, ob und wie die Remigranten langfristig zum Aufbau eines neuen, demokratischen Deutschland und einer demokratischen Kultur beigetragen haben.
Am Beispiel des literarischen Lebens und der literarischen Kultur soll in diesem Band erläutert werden, in welchem Maße der Rückkehrwunsch und die vollzogene Rückkehr an der Mentalität und der Dialogverweigerung im bundesrepublikanischen Nachkriegsdeutschland scheiterten. Welche diskursiven und künstlerischen Gestaltungs- und Einflußmöglichkeiten sich dennoch eröffneten, wird am Beispiel einzelner Autoren und Autorinnen (Hans Sahl, Jean Améry, Alfred Andersch, Hilde Spiel, Grete Weil u.a.) untersucht. Daneben stehen Beiträge zur Funktion des Schriftstellerkongresses von 1947, zur Kontroverse um Thomas Mann, zur Präsenz der Exilliteratur auf dem Buchmarkt sowie zur Rolle der Gruppe 47.
Claus-Dieter KrohnClaus-Dieter Krohn war Professor- für Kultur- und Sozialgeschichte an der Universität Lüneburg. Veröffentlichungen zur Wirtschafts- Sozial- und Theoriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Exilforschung. Er verstarb am 06.09.2019.
Veröffentlichungen ...
mehrIrmela von der LüheIrmela von der Lühe, geb. 1947, unterrichtete bis 2012 als Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin.
Veröffentlichungen u.a.: Erika Mann. Eine Biographie (2009); Auf der Suche nach einem Weg. Neue Forschungen zu Leben ...
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