Das Jahr 1856 nimmt in Rückerts Lebenslauf immer schärfer die Konturen eines Wendepunkts an. Die Todesfälle alter Gefährten wie Joseph von Hammer-Purgstall oder Carl John häufen sich, und eine schon lange Jahre anhaltende gesundheitliche Schwächung seiner geliebten Luise geht nun immer deutlicher in Richtung Endlichkeit. Gleichzeitig kommt neues Leben ins Neuseser Gutshaus: Rückerts jüngster Sohn August nimmt im Frühling 1856 Alma Froriep, ein Sproß aus der Weimarer Unternehmerfamilie Bertuch-Froriep, zur Frau, was vor allem für den alternden Rückert weitreichende Folgen zeitigen wird. Den spürbar näher rückenden endgültigen Verlust von Luise trägt er schicksalsergeben und mit Fassung, dem neuen »jungen Leben« im Hause wendet er sich hingegen mit freudiger Neugierde zu. So ist die Dichtung des Jahres 1856 einerseits geprägt von der immer weniger zu verdrängenden Gewißheit des Alterns und des Todes, andererseits aber auch von der Erkenntnis, daß er wohl zum Weiterleben – und damit sowohl zur aktiven Anteilnahme als auch zur immer mehr raumgreifenden Erinnerung – »verurteilt« zu sein scheint. Wissenschaftlich steht für dieses Jahr nur noch die Fertigstellung seiner Rezension mit »Bemerkungen zu Mohl’s Ausgabe des Firdusi, Band I« für die Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft an.
Subskriptionspreis bis zum Erscheinen: ca. EUR (D) 45,-; EUR (A) 46,80; Subskriptionspreis gilt unbefristet auch bei Abnahme der ganzen Reihe.
Rudolf KreutnerRudolf Kreutner, geb. 1954, von 1987 bis 2018 Kustos des Schweinfurter Rückertnachlasses und gemeinsam mit Hans Wollschläger
(† 2007) Mitbegründer der Rückert-Edition.
mehrFriedrich RückertFriedrich Rückert (1788-1866) galt seinerzeit als der bedeutendste Lyriker deutscher Sprache. Als Gelehrter und Übersetzer nah- und fernöstlicher Lyrik hat er der deutschen Sprache »einen Schatz geschenkt, den keine andere Sprache besitzt«. (Annemarie ...
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