zur Personzum BuchDie Dichterin Doris Runge (geboren 1943 in Carlow) feierte in diesem Jahr ihren 80. Geburtstag. Der Wallstein Verlag beschenkte sie mit dem Buch von liebe viel (Wallstein Verlag 2023), das Texte aus 40 Jahren und elf Gedichtbänden vereint: angefangenbei jagdlied aus dem Jahre 1985 bis hin zu die schönsten versprechen, erschienen 2022. „Kein Dichter, keine Dichterin der deutschen Gegenwartspoesie hat so unbeirrbar die Phänomenologie der Liebe erkundet“, schreibt Heinrich
Detering im Nachwort, er nennt ihre Stimme „schutzlos in aller kühlen Souveränität“.
Runge ist eine Meisterin der Vielfachbezüglichkeit eines einzelnen Wortes im Gefüge aufeinanderfolgender Verse, für diese Technik gibt es das schöne Fremdwort: Apokoinu. Dadurch führt sie die Leser:innen in eine verwunschene Zone des Zwielichts, an eine Stelle, wo sich der Sinn gleichsam gabelt. Kleine Unschärfe, große Gedichte. Hinter der Bündigkeit der Sprache (kaum ein Gedicht beansprucht mehr Platz als eine Seite) scheint eine üppige Welt auf, in der sich Echos aus Hohelied und Barockdichtung, Volks- und Kunstmärchen mischen. Wir begegnen Hans im Glück und der kleinen Meerjungfrau, werden vom Froschkönig im Klosterteich zum Tödlein auf der Gartenbank geführt. Es sind Gedichte über das Beieinanderliegen im Flug, Blind Dates „zwischen tür und / engel“, „montag und neumund“.
Thomas Sparr spricht mit Doris Runge und Jörn van Hall, dem Herausgeber
des jüngsten Bandes.
In Lesung und Gespräch: Jörn van Hall | Doris Runge
Moderation: Thomas Sparr